03.11.2011

Alkohol

Alkoholische Getränke waren und sind allgegenwärtig. Sie haben zentrale Rollen in kultischen Handlungen, bei gesellschaftlichen Anlässen und jeder Mensch hat irgendeine Beziehung dazu.
Die alkoholische Gärung ist ein Mysterium, dessen Kraft sich schon die ältesten Kulturen bewusst waren und es sich zu Nutze machten.
Die älteste Form ist hier zweifelsfrei der Wein, im Besonderen der Honigwein, der bei den Germanen nicht nur in den Sagen als Dichterwein, der die Kreativität weckt, besungen wird, sondern auch außerhalb der Götterwelt von den Menschen getrunken wurde, sowohl kultisch als von den Goden geweihter Trunk, der mitverantwortlich war für die Berserkerkraft als auch gesellschaftlich, Hörnerkreisen am Lagerfeuer während man vor dem geistigen Auge die Vorfahren auferstehen ließ. Allerneueste archologische Funde bestätigten auch, dass bereits die alten Ägypter vergorenen Honig tranken, zu welchem Anlass ist allerdings noch nicht erforscht. Der Fruchtwein ist einer neuere Erscheinung aber auch bereits schon Jahrtausende alt, war aber stets gesellschaftlicher Trunk, der in Maßen zu Festlichkeiten und Soireen genossen wurde. Erst mit dem Christentum wurde der Wein in die kultische Handlung mit einbezogen. Der Schaumwein, bzw. ins besondere der Sekt ist heute die gängige Form eines Empfangs, ob auf gesellschaftlicher, politischer oder künstlerischer Ebene; der Sektempfang ist gerne gesehen.
Bier hingegen ist ein irdisches Getränk, es lastet schwer im Körper, sättigt und wird, anders als der Wein, in Massen konsumiert, ist dazu sogar gedacht. Der Bierrausch ist ahrimanisch.
Hochprozentige Getränke, Schnaps und Likör, sind wiederum ganz anders gedacht, sie dienen im eigentlichen Sinne nicht dem Rausch sondern als Medizin, oder, wenn mit Rausch verbunden der Betäubung. In diesem Sinne auch der Verdauungsschnaps, er ist ein Beitrag zum allgemeinen Wohlbefinden.

Unsere hedonistische Welt kennt in puncto Alkohol ja beinahe nur noch SAUFEN! oder militanten Antialkoholismus, wenn auch seltener Letzters. Einen differenzierten Umgang mit diesem hohen Gut hat heute kaum noch jemand und so möchte ich hier niederschreiben, wie ich es mit dem Trinken halten.
Wein ist in erster Linie für mich ein den Geist anregendes luziferisches Getränk, dass ich am liebsten alleine zum kreativen Prozess oder mit einem Diskussionspartner an ruhigen Abendsn trinke. In jedem Fall löst er Blockaden, die einen weiter und freier denken, sprechen und schreiben lassen, mit jedem Schluck besteigt man eine weitere Stufe der Treppe der Vergeistigung. Dies gilt allerdings in erster Linie für rote Weine, hier sei anbei der Sizilianer Nero D'Avola von Avogadri Luigi empfohlen. Weißwein trinke nur selten, meistens zu entsprechendem Essen, Met ist mir über geworden und Sekt bereitete mir schon immer Kopfschmerzen.
Bier hingegen ist Gesellschaftsgetränk, kann ich massig und endlos trinken bis der Rausch mich gänzlich zur Erde zieht. Doch so vielfältig die Auswahl ist, so sind auch die Geschmäcker. Vom Fass frisch gezapft mundet mir eigentlich so gut wie alles, doch selten hat man ein Fass zur Hand. Also gilt Folgendes in erster Linie für abgefülltes Bier. Pilstrinker war ich noch nie, es gibt ein paar Marken, die mir schmecken, Flensburger sei hier genannt, als auch die tschechischen Pilse, also die Ursprünge. Doch allgemein ist es der herbe Geschmack, der mir nicht mundet. Gleiches gilt für dessen Kontrast, das fruchtige Weißbier. Aber wo wir gerade in Bayern sind: Helles schmeckt mir wiederum, doch begründen kann ich es nicht. Was ich begründen kann, ist meine Vorliebe für dunkle Biere. Malzige Töne, Nuancen von Nuss und eine angenehme Bitterkeit machen diese zu meinen liebsten Bieren, zum Schwarzbier, zum anderen Altbier. Zwar sind diese Biere sehr sättigend aber dennoch gut trinkbar und bereiten einen besonders erdlastigen Rausch. Biermischgetränken bin ich eher abgeneigt, doch ein selbstgemischtes Radler an warmen Sommerabenden ist auch wunderbar, erfrischend und erdbewusst zugleich.
Kommen wir zum Hochprozentigen. Schnaps in Reinform ist für mich meist Medizin, Wärmespender im Winter und dennoch auch zu gegebenem Anlass das Mittel, einen schnellen Rausch herbeizuführen. Zudem sei noch der gute, torfig-rauchige Scotch genannt, der für mich ähnlich wie der Wein aber auf einer anderen, nicht genau definierbaren Ebene wirkt.
Anders verhält es sich mit Longdrinks und Cocktails, letzter konsumiere ich selten, erstere aber umsohäufiger. Ein guter Gin Tonic schmeckt nach Mandarine! Diese Weisheit habe ich inzwischen erkannt aus dem Konsum dieses meines eigentlichen Lieblingsgetränkes mit Alkoholgehalt. Es ist dekadentes und durchsichtiges Getränk, das von vielen verkannt und von Kennern geschätzt wird. Ich fühle mich stets wie eine einsame Insel der Hochkultur während um mich herum jedermann Whiskey Cola süffelt - wie kann man nur dies Getränk verehren, dessen Basis Bourbon bildet? Die Amerikaner haben es noch nie verstanden, Whiskey herzustellen.

Die regelmäßigen Besäufnise frühere Zeiten sind Jugendsünden, Erfahrungen, die man sammeln muss. Inzwischen halte ich es anders, vertrage aber auch mehr. Sind es zu gesellschaftlichen Anlässen und Versammlungen in erster Linie Bier und Longdrinks, mit denen ich die Stimmung unterstütze, lasse ich mit Wein oder Scotch einen schönen Tag ausklingen. Maß und Selbsbewusstsein sind Notwendigkeiten für einen gesunden Umtrunk. Wer sich und sein Maß kennt, der trinkt über einen Abend so hinweg, dass er den gesunden Rauch, nicht aber die unkontrollierte Trunkenheit hat. Wer nicht trinkt, weil er denkt, es schade seinem Körper, kennt sein Maß nicht und muss sich in Selbstbewusstsein schulen.

PS: Dieser Artikel ist nicht ganz geworden, was ich vorhatte, trotz einem Glas Rotwein über den Schreibprozess verteilt. Vielleicht kommt noch ein zweiter Teil zu diesem Thema. Prost!

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